"Die Hoffnung stirbt als Allerletzte"

Veröffentlicht am 3. Juli 2025 um 20:38

„Land der Steine“, älteste christliche Nation der Welt und mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern sowie seiner pulsierenden Hauptstadt Jerewan im südlichen Kaukasus gelegen.

Ein Land voller atemberaubender Natur, faszinierender Gebirgsklöster und gastfreundlicher, lebensfroher Menschen.

Aber auch ein Land, dessen beeindruckende Historie von stets wiederkehrenden Leiderfahrungen unermesslichen Ausmaßes geprägt ist.

Zwischen Resignation und Lebensfreude. Zwischen Wehmut und Glauben. Zwischen Trauer und Hoffnung.

Armenien- Deine Menschen verdienen es, gehört zu werden.

Vielen Dank fürs Lesen!

Շնորհակալություն!

 

 

Gagik begrüßt uns wie alte Freunde. Dabei sind wir uns noch nie persönlich begegnet.

Ein warmherziges Lächeln ziert sein Gesicht. Es gibt einen kräftigen Händedruck. Das muss wohl diese armenische Freundlichkeit sein.

Gagik bedeutet uns vom Fahrersitz des bordeauxroten Opel mit einer einladenden Geste Platz zu nehmen und die Türen zu schließen. Die Fahrt durch das allmählich erwachende Jerewan beginnt. Zwischen riskant überholenden Autos und dem Straßenlärm, der durch die halb geöffneten Fensterscheiben dringt, stellen wir uns schließlich einander vor.  So ist das in Armenien: Zuerst schließt man Freundschaft, dann stellt man sich vor. Das gefällt uns.

Auf dem Fahrersitz: Gagik Khachatryan, 69, der sich freundlicherweise dazu bereiterklärt hat, uns in den nächsten beiden Tagen auf der geplanten Reise durch Armenien zu begleiten. Gagik lacht viel, spricht hervorragendes Deutsch und ist von Beginn an sehr aufgeschlossen.

Auf der Rückbank: Jannis, 23, mein guter Freund und treuer Reisegefährte. Eine gute Seele auf zwei Beinen, die Feuer und Flamme für das beginnende Abenteuer im Südkaukasus ist.

Und schließlich auf dem Beifahrersitz: Meine Wenigkeit, Maximilian, ebenfalls 23, von der Anreise noch leicht gezeichnet und ziemlich gespannt auf Armenien und die Geschichte, die es uns erzählen wird.

 

Kaum hat das wunderbare armenische Begrüßungsprocedere ein Ende gefunden, da kommt der geräumige 5- Sitzer auch schon das erste Mal zum Stehen. 

Der Grund hierfür ist ein trauriger und für Armenien gleichwohl so bedeutender: Zizernakaberd.

Hier, im Westen Jerewans, auf dem gleichnamigen Hügel wird mit einem dreiteiligen Denkmalkomplex an den Völkermord in den Jahren 1915 -1917 erinnert, dem bis zu 1,5 Millionen Armenierinnen und Armenier zum Opfer gefallen sind. Eine Wunde, die noch heute entsetzlich schmerzt und die niemals ganz verheilen wird.

Wir steigen aus und begeben uns - an einer etwa 100 Meter langen Mauer, auf der sich die Namen all jener Dörfer und Städte befinden, in denen die Opfer des Genozides gelebt haben, und an dem 44 Meter in die Höhe ragenden gräulichen Obelisken vorbei - zu der ewigen Flamme, die von 12 schräg aufeinander zulaufenden Basaltplatten umgeben wird. Ringsum die lodernde Flamme sind Blumensträuße gelegt worden.

Sie spenden Trost.

Die ewige Flamme von Zizernakaberd

 

Gagik erzählt uns, dass sich stets am 24. April eines jeden Jahres Armenier aus aller Welt am Orte des Denkmals einfinden, um der Verstorbenen zu gedenken. Beinahe jeder der rund 8 Millionen Armenierinnen und Armenier („Diaspora-Armenier“ miteinbezogen) hat einen oder mehrere Angehörige während des Völkermordes verloren. Auch Gagik.

Er hat die Hände gefaltet und blickt in die Flamme. Leise, tröstliche Musik ertönt aus Lautsprechern.

„Max“, sagt Gagik und deutet auf die umliegenden Basaltplatten. „Das ist ein wichtiger Ort für uns Armenier.“

Seine Stimme wird brüchig und wir machen kehrt.

Jannis (links) und Gagik (rechts) vor dem Denkmalkomplex

 

Als wir den Rückweg zum Auto antreten, ziert die Sonne bereits den Himmel Jerewans. Sie steht so hoch, dass sie sogar den am Horizont schemenhaft zu erkennenden Berg Ararat überragt, das Nationalsymbol Armeniens. 5100 Meter. In ein dünnes, weißes Nebelkostüm gehüllt, erhebt er sich majestätisch aus dem armenischen Hochland. 

Lediglich 20 Kilometer ist der Ararat von Jerewan entfernt. So ruhig und so erhaben. So nah und doch so unerreichbar fern. Denn der ganze Stolz der Armenier liegt nicht auf dem eigenen Territorium, sondern auf dem des angrenzenden Nachbarlandes Türkei. Zu jenem sind allerdings seit dem ersten Bergkarabach - Konflikt von 1993 die Grenzen geschlossen, für Armenien eine nationale Tragödie. Eine weitere in der Historie des kleinen kaukasischen Landes.

 

Unsere Fahrt geht weiter und wir erreichen nach einer ungefähren halben Stunde Etschmiadsin, wo wir die dortige Kathedrale besichtigen, die das religiöse Zentrum Armeniens darstellt und wo der sogenannte Katholikos, das armenisch-apostolische Äquivalent zum Papst der Katholiken, residiert.

„Armenien ist das älteste christliche Land“, erzählt Gagik stolz, während wir durch die beeindruckende Klosteranlage schlendern. Eine Tatsache, die sich in der Schönheit der Kathedrale widerspiegelt, die überdies seit dem Jahre 2000 zum UNESCO- Weltkulturerbe gehört. 

Völlig zu Recht, wie wir finden.

Die Klosteranlage in Etschmiadsin

 

„Guck mal, Max, da drüben ist der Katholikos“, ruft Gagik plötzlich. „Wenn du willst, darfst du ihn fotografieren.“

Keine 10 Meter von uns entfernt, spaziert doch tatsächlich das Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche seelenruhig an uns vorbei, flankiert von zwei Begleitern, mit denen er in ein Gespräch vertieft ist. Er scheint sich weder an dem Stimmenwirrwarr der anderen Besucher noch an meinen hektischen, sicherlich außerordentlich ungelenk wirkenden Bewegungen mit der Kamera zu stören. So etwas gibt es doch sicher nur in Armenien!

Schließlich verlassen wir die Klosteranlage, nicht jedoch ohne uns davor noch einmal ausgiebig an seiner Schönheit und außergewöhnlich ästhetischen Baukunst erfreut zu haben. 

Etschmiadsin, du warst wunderschön! Mach es gut!

 

Der Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche (1.Reihe, rechts)

 

Unser nächstes Ziel lautet: Chor Virap. Ja, jenes Kloster Chor Virap, das sich in der so symbolträchtigen Provinz Ararat befindet und um welches sich Mythen sowie Sagen noch und nöcher ranken.

Der Weg nach Chor Virap führt über schlecht ausgebaute und von zahlreichen Schlaglöchern geprägte Straßen, was unsere Abenteuerlust jedoch in keiner Weise mindert. Im Gegenteil:  Von draußen weht der Fahrtwind in das Innere des kultigen Opels. Die armenische Sonne ist unser treuer Begleiter und folgt uns auch zum etwa 40 Kilometer von Jerewan entfernt liegenden Kloster. Ich sitze hier mit einem meiner besten Freunde und bereise dieses außerordentlich spannende Land. Es ist Zeit, einmal kräftig durchzuatmen und den Moment zu genießen.

Chor Virap, wir kommen!!!! 

„Darf ich dir eine Frage stellen?“, möchte ich von Gagik wissen, während dieser den Wagen mit stoischer Ruhe durch das armenische Hinterland steuert.

„Immer, Max. Du kannst alles fragen, was du willst.“ Er dreht sich zu mir und lächelt.

„Was ist für dich typisch armenisch, Gagik?“

„Wir machen alles mit Humor“, antwortet er. „Wir können uns aber auch richtig streiten. Auch über Kleinigkeiten.“ Er lacht herzhaft auf. „Aber vor allem: Wärme, Herzlichkeit und Menschlichkeit. Es kann immer und überall passieren, dass man nur kurz miteinander redet und dann sofort zum Essen eingeladen wird. In Armenien gibt es übrigens die besten Aprikosen und die besten Wassermelonen.“ 

Gagik strahlt über das ganze Gesicht, während er erzählt. Es ist das ehrliche Strahlen eines Mannes, der sich dazu bereiterklärt hat, uns Armenien zu zeigen, ohne Jannis und mich zuvor auch nur ein einziges Mal gesehen zu haben.

Mit seinem eigenen Auto, auf Kosten seiner eigenen Zeit…

Dieses ehrliche Strahlen verschwindet jedoch urplötzlich aus Gagiks Gesicht, als wir auf die gegenwärtige Situation in Bergkarabach zu sprechen kommen. Zum Zeitpunkt unseres Gespräches verdichten sich bereits die Anzeichen für einen baldigen Angriff Aserbaidschans auf die Republik „Arzach“, wie die Armenier die umkämpfte Region nennen.

Zuvor hat Aserbaidschan über Monate hinweg den Latschin-Korridor, die einzige Verbindung zwischen dem Kernland Armenien und Bergkarabach, blockiert und somit auch den Import von Lebensmitteln sowie anderen lebensnotwendigen Hilfs- und Rettungsgütern verhindert. 

„Max“, sagt Gagik und seine Miene verfinstert sich. „Für Europa und die Weltgemeinschaft geht es doch nur um wirtschaftliche Interessen. Uns hilft keiner. Aserbaidschan wird Karabach annektieren und unsere Leute müssen auswandern. Den Menschen ist das alles egal.“ Ich merke, wie sehr ihn dieses Thema belastet und beschließe, erst einmal keine weiteren Fragen zu stellen.

Kurz vor Chor Virap, im Tal des Ararat, meldet sich dann die Sehnsucht nach einem, wenn nicht dem menschlichen Grundbedürfnis schlechthin. Richtig: Kaffee! So viel Gutes wurde uns über den armenischen Kaffee zugetragen und wir haben bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen einzigen Tropfen des für die menschliche Seele so bedeutenden koffeinhaltigen Heißgetränkes konsumiert? Das schreit doch förmlich nach baldiger Änderung!

Wir halten an einem kleinen Café mitten am Straßenrand. Bei der Inhaberin, einer sehr sympathischen Dame im mittleren Alter, bestellen wir jeder einen schwarzen Kaffee, der - alle Lobpreisungen hatten ihre Berechtigung - hervorragend schmeckt. Wir albern herum, erzählen von den Dingen des Lebens, die uns bewegen und erfreuen uns an der Zeit, die wir gemeinsam in Armenien verbringen dürfen.

Mit Gagik bei einem typisch armenischen Kaffee

 

Allmählich beginnt sich die armenische Mittagshitze bemerkbar zu machen. Es herrschen Temperaturen um die 25 Grad. An den Tisch neben uns setzt sich eine weitere Gruppe bestehend aus 5 Männern, die uns zur Begrüßung alle freundlich zunicken.

Als wir uns nach dem Verzehr des sehr empfehlenswerten schwarzen Kaffees schließlich anschicken, das Café wieder zu verlassen und unsere Reise nach Chor Virap fortzusetzen, spricht uns einer der Männer vom Nachbartisch an.

„Seid ihr auch aus Europa?“, fragt er. Er hat kurze, schwarze Haare und ist ungefähr in unserem Alter.

Nachdem ich dies bejahe, erfahren wir von dem jungen Mann, dass er Ashot heißt, aus Marseille in Frankreich kommt und gegenwärtig auf Familienbesuch in Armenien ist. Wie auf Kommando heben die Männer, die mit ihm zu Tische sitzen, ihre Gläser und prosten uns zu.

Ich frage Ashot,- vermittelt durch Gagiks Armenisch- ob ich für meine Reportage von ihm und seinen Begleitern ein Foto machen dürfte.

„Natürlich, mein Freund!“, antwortet er.

Die Männer rücken zusammen, legen einander die Arme über die Schultern und präsentieren ihr schönstes armenisches Lächeln, das von der einfallenden Mittagssonne untermalt wird. Ein fantastischer Anblick!

Doch damit nicht genug: Ashot und seine Familie bestehen mit freundlichem Nachdruck darauf, auch mit Jannis und mir ein Foto zu machen.

Dies führt dazu, dass wir, die wir etwas unsicher sind, wie man mit so viel unerwarteter Herzlichkeit umzugehen hat, uns innerhalb weniger Sekunden in den Armen der Männer befinden, ein gemeinsames Foto machen und uns schließlich drücken und herzen, als hätten wir uns alle schon ewig gekannt.

 

Mit Ashot (3.von rechts) und seinen Verwandten

 

„Ihr seid bei uns in Marseille immer herzlich willkommen“, sagt Ashot bei der Verabschiedung. Wir bedanken uns und entgegnen, dass auch er bei uns in Würzburg jederzeit willkommen sei. 

Ashot und die Männer winken uns zum Abschied freundlich zu und wir verlassen das Café in Richtung Auto.

Jannis und ich sind noch völlig perplex. Ursprünglich wollten wir vor Chor Virap lediglich eine kurze Kaffeepause einlegen. Stattdessen wurde uns so viel armenische Innigkeit zuteil, dass uns ganz warm ums Herz wird.

`Was ist da gerade passiert?´, fragen wir uns ungläubig, als wir am Auto ankommen und schwungvoll die Türen öffnen.

„Das ist Armenien!“, sagt Gagik und wir alle beginnen zu lachen.

 

Keine Viertelstunde später erreichen wir Chor Virap, das so geschichtsträchtige Kloster. 

Hier soll der Legende nach König Trdat III. Gregor den Erleuchter 13 Jahre lang gefangen gehalten haben, um jenem den christlichen Glauben „auszutreiben“. 

Als Trdat jedoch feststellte, dass keine Folter genügte, um Gregor zu brechen, und er von jenem noch dazu von einer gefährlichen Hautkrankheit geheilt wurde, war es um des Königs Pläne geschehen. Gemeinsam mit seiner Familie ließ er sich schließlich im Jahre 301 n. Chr. taufen und sorgte dafür, dass Armenien als erstes Land weltweit das Christentum als Staatsreligion annahm. 

Für die gläubigen Armenier ist Chor Virap nicht nur deshalb ein so bedeutender Ort. Von dem malerischen Kloster aus bietet sich ein vortrefflicher Ausblick auf den Ararat, der sich nun am frühen Nachmittag aus seinem Nebelkostüm erhoben hat und in seiner atemberaubenden Schönheit einen grazilen Kontrast zur graubräunlichen Kaukasusebene bietet.

Die Klosteranlage selbst befindet sich auf einem Hügel, auf dessen Gipfel eine Fahne weht: Rot, Blau, Orange- die Farben Armeniens.

Das Kloster Chor Virap zur Rechten des Ararat

 

Nachdem die ersten Fotos dieses beeindruckenden Panoramas im Kasten sind, erkunden wir das Kloster und lassen uns vom Anblick des Ararats überwältigen. Jannis wandelt anschließend auf den Spuren des erwähnten Erleuchters und begibt sich dabei in die Höhle, in der Gregor gefangen gehalten worden soll, ehe wir den imposanten Hügel bis zur armenischen Fahne hinauf erklimmen.

 

Gagik im Kaukasusgebirge

 

Am Gipfel angelangt, weht uns der Wind durch die Haare und bietet eine angenehme Abwechslung zur drückenden Mittagshitze. Der Blick schweift weit und die Gedanken ziehen Kreise. Für einen kurzen Augenblick denke ich an unseren Anreisetag zurück. Ich erinnere mich an das ungute Gefühl in meinem Magen und die Fragen, die ich mir immer wieder gestellt hatte, bevor ich mich in aller Herrgottsfrühe mit Jannis am Würzburger Hauptbahnhof traf.

Machen wir einen Fehler? Ist es nicht unklug, in der derzeitigen Situation nach Armenien zu reisen? Ist das nicht alles viel zu riskant?

Doch hier, an diesem wunderschönen Ort, mit dem Ararat zu meiner Rechten, dem Kaukasusgebirge zu meiner Linken, vor mir das so faszinierende Kloster Chor Virap und begleitet von diesen wunderbaren Menschen, kenne ich schließlich die Antwort.

Sie ist auf alle Fragen dieselbe.

Gagik (links) und Jannis (rechts) auf dem Gipfel des Hügels

 

Als wir am späten Nachmittag wieder in Jerewan eintreffen, ereilt uns allerdings eine Schreckensnachricht:

„Bergkarabach: Baku startet Militäreinsatz - Aserbaidschan will Region zurück“ (ZDF, 19.09.2023)

Das Befürchtete ist also tatsächlich eingetreten: Es gibt wieder Krieg um Bergkarabach. Krieg um eine Region, die sowohl Aserbaidschan, das mit völkerrechtlichen Gebietsansprüchen argumentiert, als auch Armenien, das mit der Tatsache argumentiert, dass die Bewohner Bergkarabachs zu 99 Prozent Armenier seien, für sich beanspruchen. 

Der Schock fährt uns in die Glieder. Was bedeutet das nun konkret? Ist auch das „Mutterland“ Armenien vom Kriegsausbruch betroffen?

Wir wenden uns an Gagik und fragen ihn, ob er nicht auch Angst habe. Er beschwichtigt uns jedoch.

„Für Jerewan und Armenien besteht keine Gefahr“, sagt er und lenkt den Opel durch den Jerewaner Feierabendverkehr. In 10 Minuten sind wir mit seinem Neffen Tigran Bertysian zum Essen verabredet.

„Wenn man so etwas nicht kennt, ist Angst ganz normal.“ Gleichwohl ist unserem so herzlichen Begleiter das Strahlen aus dem Gesicht entwichen, genau wie am heutigen Morgen, als ich das Thema Bergkarabach zum ersten Mal angeschnitten hatte.

„Aber niemand hilft uns!“, fügt er schließlich verbittert hinzu. „Wir sind mit unseren Problemen ganz allein.“

Das anschließende Essen mit Tigran, der für eine armenische Organisation arbeitet, welche eng mit der EU sowie der amerikanischen Botschaft in Jerewan verzahnt ist, steht schließlich ganz unter dem Eindruck der Nachricht von dem begonnenen Militäreinsatz. Zumindest in meinem Kopf. Betrachtet man jedoch die Armenierinnen und Armenier, Gagik und Tigran eingeschlossen, kann man den Eindruck gewinnen, dass man sich in diesem kleinen kaukasischen Land inzwischen an derart schreckliche Nachrichten gewöhnt hat und sie zwar betrauert, aber mit der Bewältigung des ohnehin beschwerlichen Alltages in aller möglichen Normalität fortfährt.

Beim Essen frage ich schließlich auch Tigran, was in seinen Augen typisch für Armenien ist.

„Das Wertesystem im Allgemeinen“, antwortet er. „Aber vor allem Werte wie Familie und Gastfreundschaft. Das armenische Wort für Freund besteht zum Beispiel aus zwei Bedeutungen: Dach und Essen. Das bedeutet, dass du das Essen unter deinem Dach mit deinen Freunden teilen sollst.“

Tigran lehnt sich zurück und grinst. Auch Jannis und ich müssen grinsen, weil das Erzählte einfach so wunderbar zu dem passt, was wir am heutigen Tage erlebt haben.

Mit Jannis und Tigran Bertysian (rechts) beim Abendessen

 

Als die Colas geleert und die vorzüglichen Wraps verputzt sind, verabschieden wir uns schließlich von Tigran und Gagik und lassen den verbleibenden Abend in Jerewan bei einem, wie sollte es auch anders sein, typisch armenischen Kaffee ausklingen.

Was jedoch präsent bleibt: Der Gedanke an den Kriegsausbruch in Bergkarabach.

In eben jenem Moment, in dem wir uns an der nächtlichen Schönheit Jerewans und dem Geschmack des Kaffees erfreuen dürfen, kauern sich dort tausende Menschen zusammen. Sie fürchten um ihre Heimat, ihre Zukunft und das Leben. Um ihr eigenes und das ihrer Liebsten.

Es ist ein Gedanke, der die Magenschmerzen zurückbringt und einen beträchtlichen Schatten auf diesen unbeschreiblich schönen ersten Tag in Armenien wirft.

 

Der Beginn des nächsten Tages gleicht dem des Vorangegangen auf ganzer Linie. Gagik holt uns freudestrahlend mit seinem Opel vor unserem Hotel ab und wir setzen uns sogleich in Bewegung. Unser erstes Ziel ist der hellenistische Tempel von Garni, welcher ganz in der Nähe der gleichnamigen Stadt inmitten des Kaukasusgebirges liegt. Gespannt, was uns dort erwarten wird, verlassen wir erneut die armenische Hauptstadt und folgen schmalen Straßen, die von gräulichen Gebirgsausläufen flankiert werden.

Gagik erzählt uns während der Fahrt, dass er bereits seit Längerem unter starken Zahnschmerzen leide, die seinen gesamten Kiefer in Mitleidenschaft ziehen würden.

Wir wollen von ihm wissen, ob er schon geeignete Medikamente dagegen eingenommen habe.

„Ich weiß bis heute nicht, was eine Medizin ist“, antwortet Gagik und schüttelt dabei energisch den Kopf. „Wenn es ohne gut wird, dann gut. Wenn nicht, dann nicht.“ 

Jannis mit Gagiks bordeauxrotem Opel

 

Als wir Garni erreichen, werden wir sogleich in den Bann des umliegenden Gebirges gezogen. Der Kaukasus schließt uns erneut auf solch wohlig warme Weise in seine weitläufigen Arme, dass man seine Umarmung nur von ganzem Herzen erwidern kann.

Nach einer kurzen Besichtigung des imposanten Tempels, der an jenem Tag auch von zahlreichen anderen Schaulustigen begutachtet wird, vertreten wir uns noch ein wenig in der unmittelbaren Umgebung die Beine, ehe wir an einem Ort mit besonders schönem Ausblick eine kurze Rast einlegen und die atemberaubende Kulisse auf uns wirken lassen.

Der beeindruckende Tempel von Garni

 

„Hast du einen Lieblingsort in Armenien?“, frage ich Gagik, der mit seinem Oberkörper an einer Brüstung lehnt, die das umliegende Gebiet des Tempels von einer gewaltigen Gebirgsschlucht trennt.

„Meine Heimatstadt Wanadsor“, antwortet Gagik.

„Was bedeutet sie für dich?“

„Ich habe meine komplette Kindheit dort verbracht. Meine Familie und Freunde leben noch immer in Wanadsor. Es ist einfach meine Heimat.“ 

Gagik blickt gedankenversunken auf die sich uns darbietende Gebirgsschönheit.

„Ich war früher Architekt im Metallbau“, fährt er fort. „Doch als die Sowjetunion zu Ende ging, war alles weg: Arbeitsplätze, Strom, nicht einmal Brot hatten wir noch zum Kaufen. Vieles hat damals Freude gemacht, Max. Doch dann kam nur Kampf und der geht bis heute weiter.“

Anschließend kommt Gagik auch auf das verheerende Erdbeben von 1988 zu sprechen, bei dem rund 25.000 Armenierinnen und Armenier ihr Leben verloren.

„Es hat unser ganzes Haus kaputtgemacht, ich habe danach für 2 Jahre nur im Zelt geschlafen, meine Familie, also meine Frau und meine Kinder, sind damals nach Russland evakuiert worden. Das war eine sehr schwere Zeit.“

Diese Geschichte von Gagik trägt einen weiteren Teil zu unserem allmählich Formen annehmenden Gesamteindruck von Armenien und seinen so wunderbaren Menschen bei. Es ist vor allem diese unvergleichliche Ambivalenz zwischen einer unerschütterlichen Lebensfreude einerseits und einer schweren, tiefsitzenden Trauer andererseits, die wir in diesen Tagen kennenlernen.

Ich versuche die richtigen, am besten aufmunternde Worte zu finden, die es für solche Momente allerdings niemals geben wird. Also schweigen wir beide für einen kurzen Augenblick, ehe wir das Gelände verlassen und unsere Reise fortsetzen.

 

Zur Mittagszeit erreichen wir das Kloster Geghard, das nur eine knappe halbe Stunde von Garni entfernt liegt. Umgeben von Basaltfelsen und dichtem Grün, erhebt es sich urplötzlich inmitten des Azat -Tals. Nach einer kurzen Besichtigung der faszinierenden Avazan-Kirche sowie einem Rundgang durch den Klosterkomplex werden wir auf viele georgische Autokennzeichen auf dem Parkplatz unterhalb der Anlage aufmerksam.

„Es gibt viele Armenier in Georgien“, sagt Gagik und deutet auf die Kennzeichen.

Wir folgen dem schräg abfallen Gebirgsweg zum Parkplatz, wo uns der freundliche Opel schon sehnsüchtig erwartet.

Plötzlich taucht eine beeindruckende Hochzeitsgesellschaft auf. Untermalt von fröhlicher armenischer Musik, setzt sie sich in Richtung der oberen Klosteranlage in Bewegung. In den Gesichtern der festlich gekleideten Menschen ist nichts als Freude zu entdecken.

„Armenien hat es schon immer schwer gehabt, aber die Leute heiraten noch“, sagt Gagik. „Egal ob Krieg, oder nicht- das Leben geht weiter.“

Das Kloster Geghard aus der Ferne

 

Die Straßen, die zum Sewansee, unserem nächsten Ziel und heutigen Tageshöhepunkt führen, sind gesäumt von Schlaglöchern und Steinen. Gagik, der zwar in der letzten Nacht aus Sorge um seine Landsleute in Bergkarabach kaum geschlafen hat, wirkt jetzt wieder ausgelassen und heiter.

„Armenien hat zwar wenig Brot, aber dafür viele Steine“, erzählt er. „Wir sind also ein steinreiches Land.“ Gagik beginnt zu lachen. So laut und so herzlich, dass wir unweigerlich mitlachen müssen. Nicht, weil der Witz oder die Thematik einen Grund zum Lachen böten. Nein. Es ist diese Herzlichkeit, die sich die Armenierinnen und Armenier auch bei derart traurigen Themen bewahrt haben und von der man sich nur zu gerne anstecken lässt.

Gagik und Jannis während der Fahrt durch den Kaukasus

 

Gegen 15 Uhr armenischer Zeit erreichen wir schließlich den Sewansee, den größten Süßwassersee des gesamten Kaukasus. Mit einer Fläche von 1272 km² entspricht er mehr als zweimal dem Bodensee, der immerhin Deutschlands größtes Binnengewässer darstellt.

Unweit des Wassers lassen wir das Auto stehen und begeben uns zu einem naheliegenden Restaurant, bei welchem Gagik für uns das Beste aus der gesamten armenischen Küche zusammenstellt. Die Wartezeit überbrücken wir dann mit einer kurzen Runde Schwimmen im eiskalten und dennoch so wohltuenden Wasser des in der armenischen Sonne glitzernden Sees.

Das Panorama des glitzernden Sewansees

 

Als wir uns wieder angezogen haben, verweilen wir noch einen Moment und lassen die malerische Kulisse auf uns wirken.

Dann fragt uns Gagik: „Habt ihr Hunger? Heute essen wir nur Armenisch.“ 

Und dieses „nur Armenisch“ besteht aus: frischem Fisch, zartem, knusprigem Fleisch, den vorzüglichsten Käsesorten, Frühlingszwiebeln und selbstgemachtem Brot. Serviert wird das Ganze auf verschiedenen Platten, die fortwährend aufgefüllt werden. Dazu gibt es Ayran und Cola.

Es ist ein wahrhaftiges Festmahl!

 

Nach diesem Festmahl besichtigen wir das nahegelegene Kloster Sewanawank, und legen auf dem Rückweg zu unserem treuen Opel noch einen kurzen Zwischenhalt in einem kleinen Café ein. Dort stärken wir uns mit armenischem Kaffee und Gatha, einer sehr süßen und vortrefflich schmeckenden Backware, für die Rückfahrt nach Jerewan. Aber natürlich können wir das Café nicht verlassen, ohne auch die Inhaberin- eine sehr nette, ältere Dame- zu fragen, was in ihren Augen typisch für Armenien ist.

Gagik übersetzt meine Frage ins Armenische, woraufhin uns die Dame bedeutet, einen kurzen Augenblick zu warten. Nach wenigen Sekunden kehrt sie zurück und zeigt uns ein kleines Heftchen, in dem ein Gedicht abgedruckt ist. Sie sagt nichts dazu, sondern fordert uns lediglich auf, es zu lesen.

 

I love the sun baked taste of Armenian words,

the lilt of ancient lutes in sweet laments our

blood-red fragrant roses bending as in

Nayiran dances, danced still by our girls.     

 

I love the deep night sky, our lakes of light,

the winter winds that howl like dragons fire.

The meanest huts with blackened walls are dear to me

- each of the thousand year old city stones.

 

Wherever I go, I take our mournful music,

our steel forged letters turned to prayers.

However sharp my wounds or drained of blood,

or orphaned- my yearing heart turns there with love.

 

There is no brow, no mind, like Narek´s Koutch.

No mountain peak like Ararat´s,

Search the world, there is no crest as white, so holy.

So like an unreached road to glory- Massis mountain that I love.

 

Die freundliche Dame hatte recht. Dieses wunderbar melancholische Gedicht bedarf keiner weiteren Worte zur Erklärung. Es ist Erklärung genug.

Mit der freundlichen Dame im Café

 

Wir erreichen unser Hotel in Jerewan gegen 22 Uhr. Nun ist der Moment des Abschiedes von Gagik gekommen. Die Umarmungen dauern lange und sind ausgesprochen herzlich. Wissend, was er alles für uns getan und welche Entbehrungen er in Kauf genommen hat, danken wir ihm für zwei unvergessliche Tage, in denen wir insbesondere dank ihm einen Einblick in die Seele dieses wundervollen Landes erhalten durften.

Wir bestehen darauf, dass Gagik uns bei seiner nächsten Deutschlandreise besuchen kommt, was er uns auch freundlich lächelnd verspricht.

Schließlich setzt er den bordeauxroten Opel gekonnt zurück und winkt uns zum Abschied zu. Dann verschwindet er mit seinem treuen Gefährt im Jerewaner Abendverkehr.

Du wirst uns so sehr fehlen, Gagik!

 

Im Hotel treffen wir auf den 19-jährigen Tigran, der aus der armenischen Kleinstadt Goris kommt und neben seinem Studium in Jerewan an der Rezeption arbeitet.

Er schenkt uns ein freundliches Lächeln, das jedoch nicht dazu imstande ist, die tiefen Sorgenfalten in seinem Gesicht zu verdrängen. Wir erkundigen uns nach der gegenwärtigen Situation in Bergkarabach und erfahren von Tigran, dass es im Verlaufe des Tages zu einer Waffenruhe zwischen den Armeniern von Karabach und der aserbaidschanischen Armee gekommen ist. Was sich zunächst positiv für uns anhört, bedeutet für zehntausende Armenierinnen und Armenier einen schieren Alptraum. Aus Angst vor ethnischen Säuberungen haben unzählige Armenier ihr Zuhause und oftmals ihre gesamte Existenz in Bergkarabach zurückgelassen und versuchen in diesen Stunden über den völlig überfüllten Flughafen in Stepanakert nach Armenien zu fliehen.

„Dieses Mal ist es nicht nur Krieg“, sagt Tigran. Seine Stimme ist leise und ausdruckslos. Es ist zu erahnen, was der junge Mann meint.

Tigran begleitet uns vor das Hotel, wo er sich eine Zigarette anzündet und uns erzählt, dass er im nächsten Jahr zum armenischen Militär müsse und Angst vor einer weiteren Ausweitung des Krieges habe. Nicht so sehr um sich selbst sorge er sich, sondern vor allem um seine Mutter und ihre Trauer, falls ihm etwas zustoßen sollte.

Die nun vereinbarte Waffenruhe von Bergkarabach hält Tigran indes für wichtig.

„Gebiete kann man wieder zurückerobern“, sagt er mit ernster Miene. „Das Leben nicht.“

Diese Worte stammen nicht von einem erwachsenen Mann mit mehrjähriger Kriegserfahrung, was furchtbar genug wäre. 

Nein. Diese Worte stammen von einem 19-jährigen Jungen.

Es bricht einem das Herz.

 

An unserem letzten Tag erkunden Jannis und ich die armenische Hauptstadt noch einmal auf eigene Faust. Vormittags suchen wir den Platz der Republik auf, an dem es noch am Vortag heftige Demonstrationen gegeben hatte. 

Die Demonstranten hatten eine Absetzung des Präsidenten Nikol Paschinjan sowie eine militärische Unterstützung ihrer Landsleute in Bergkarabach gefordert.

Die Stimmung soll eskalativ gewesen sein.

Auf dem Weg kommen wir an einer Vielzahl von Häuserfassaden vorbei, die mit den Porträts verstorbener Soldaten besprüht wurden. Eines dieser Graffitis zeigt das Bild eines jungen Mannes.

„2001-2020“ steht unter dem Porträt.

Dieser Mann war kein Mann, sondern ein Junge. Ein Junge von 19 Jahren. 

Genau wie Tigran.

Das Bild eines gefallenen 19-jährigen Soldaten

 

Als wir am Platz der Republik ankommen, scheint man jedoch bereits zum normalen Alltag zurückgekehrt zu sein. Kinder flitzen lachend umher, Pärchen schlendern gemütlich an uns vorbei. Von Tristesse oder Angst in ihren Augen - keine Spur.

Uns fällt ein, was Gagik vor zwei Tagen erzählt hatte.

„Für uns ist das alles ganz normal“, hatte er gesagt. Der Anblick, der sich uns bietet, bestätigt seine Aussage.

 

Der Platz der Republik in Jerewan

 

Am späten Nachmittag kommen wir, auf der Suche nach unserem heißgeliebten armenischen Kaffee, von dem wir noch immer nicht genug bekommen können, an einer kleinen Crêperie vorbei. Dort kommen wir mit Zhora Bezhanyan und Kristine Mikhailidi ins Gespräch, welche die Crêperie gemeinsam betreiben. „Armenien ist zu klein, als dass es viele Menschen interessieren würde“, erzählt uns Kristine verbittert und zuckt die Achseln. „Dass unsere Leute leiden, ist nicht neu. Wir leiden schon seit 30 Jahren.“

Kristine Mikhailidi (links) und Zhora Bezhynyan (rechts) in ihrer Crêperie in Jerewan

 

Kristines Worte wirken nach und begleiten uns auch auf unserem Weg zu der berühmten Kaskade, wo wir die inzwischen vergangene Woche bei unserem Kaffee und einem Blick auf die allmählich untergehende armenische Sonne Revue passieren lassen.

 

In diesem Moment wird Jannis und mir bewusst, wie gut dieses Land zu uns gewesen und wie sehr es uns mit seinen wundervollen, von der politischen Weltgemeinschaft jedoch so schändlich im Stich gelassenen Menschen ans Herz gewachsen ist. 

Die Kaskade in Jerewan

 

Am späteren Abend sind wir bereits im Begriff schlafen zu gehen, als plötzlich mein Smartphone klingelt. Es ist Gagik.

Ich freue mich so sehr, seine vertraute Stimme zu hören, dass ich mich bei meinen ersten Worten heftig verschlucke.

„Hallo Max“, ertönt es fröhlich aus dem Lautsprecher meines Handys. „Ich fahre euch morgen zum Flughafen!“ Gagik, der in Jerewan bei seinen Enkelkindern geblieben und nicht in seine Heimatstadt Wanadsor zurückgefahren ist, hat von den Demonstrationen gehört, die im Laufe des heutigen Abends wieder an Intensität zugenommen und nicht selten zu Straßensperrungen geführt haben. Er kennt alle erdenklichen Wege zum Flughafen und hat daher beschlossen, dass es das Sicherste wäre, wenn er uns dorthin brächte.

Wir kommen kurz auf die bedrückende politische Lage in Armenien und Bergkarabach zu sprechen, dann unterbricht Gagik die Tristesse und sagt lachend:

„Ich hole euch morgen ab, dann können wir uns nochmal richtig Tschüss sagen!“

Muss man über den Charakter dieses Mannes noch weitere Worte verlieren?

Ich glaube nicht.

Nachdem wir am nächsten Morgen ausgiebig gefrühstückt, unsere Sachen gepackt und uns bei dem überaus freundlichen Hotelpersonal bedankt haben-von Tigran hatten wir uns bereits zuvor verabschiedet-, kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen mit Gagik.

Als der Opel um die Ecke biegt und mit einem Ruck vor unserem Hotel zum Stehen kommt, sind wir außer uns vor Freude. Gagik empfängt uns mit einem breiten Grinsen und hilft uns dabei, das Gepäck in dem uns so ans Herz gewachsenen 5-Sitzer zu verstauen. Noch ein letzter Blick auf unser Hotel, dann tauchen wir ein in den Verkehr. 

Auf dem Weg Richtung Flughafen.

Auf dem Weg nach Hause.

 

Am Flughafen angekommen, trinken wir in der gewaltigen Eingangshalle noch einen letzten typisch armenischen Kaffee zusammen. Auf gepolsterten Sitzen, in einer ruhigen Ecke des Flughafenrestaurants, lassen wir uns nieder und blicken auf die gemeinsamen Erlebnisse zurück.

Alles davon wird uns in Erinnerung bleiben, so viel ist sicher. Die malerischen und zutiefst eindrucksvollen armenischen Klöster, das so gewaltige Kaukasusgebirge, die vielen berührenden Gespräche mit diesen wunderbaren Menschen, das Glitzern des Sewansees und vor allen Dingen die gemeinsame Zeit mit Gagik, der so viel für uns getan hat und der uns innerhalb von vier Tagen so sehr ans Herz gewachsen ist, dass wir ihn am liebsten nie wieder verlassen würden.

 

Kurz vor der nun leider endgültigen Verabschiedung, vor der wir uns alle gefürchtet haben, räuspert sich Gagik.

„Ich hoffe, es kommt eine Zeit, in der unsere Kinder nur normale Tagesprobleme haben und keine Angst mehr haben müssen“, sagt er und hält einen kurzen Moment inne. 

Dann sieht er uns an und lächelt.

„Wie sagt man? Die Hoffnung stirbt als allerletzte.“

 

Jannis und Maximilian im September 2023

 

 

 

 

Danksagung

 

Besonders bedanken möchte ich mich bei Reiner Kosel für seine umfangreichen Bemühungen und seine außergewöhnliche Hilfe bei der Reiseplanung sowie bei Gagik Khachatryan für seine Großzügigkeit, Herzlichkeit und all die unvergesslichen Erlebnisse in Armenien.

Zudem gebührt mein tiefster Dank Jannis Köhler für unsere inzwischen vierte gemeinsame Reise, seine Loyalität, Verlässlichkeit und diese wunderbare Freundschaft.

Schlussendlich gilt mein Dank vor allem aber Dir, liebes Armenien, für eine wundervolle Woche und Deine einzigartige Freundlichkeit und Wärme.

Wir werden Dich niemals vergessen!

Շնորհակալություն!


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