4 Tage in "The City"

Veröffentlicht am 28. Februar 2022 um 13:27

London. Weltstadt. Metropolregion. Wo das Leben in der Oxford Street pulsiert und sich drei regelmäßige Fußball-Champions-League-Teilnehmer eine einzige Stadt teilen. Wo sich das kulinarische Herz an den vorzüglichsten Speisen dieser Erde erfreuen kann und James Bond höchstpersönlich die Herzen von Abermillionen Kinobesuchern eroberte.

Da mir - anders als meinem Reisepartner und sehr guten Freund Joschka - die Ehre, „The home of the Big Ben“ zu besichtigen, bisher noch nicht zuteilgeworden und Joschka einem zweiten Besuch durchaus zugetan war, beschlossen wir, uns alsbald nach England aufzumachen.

 

Die Reisplanung begann im Januar 2022. Wir buchten die Flüge nach London und fanden über „airbnb“ eine beinahe surreal billige Bleibe im Londoner Stadtteil Paddington. Vier Tage sollte unser Aufenthalt auf der Insel andauern und wir freuten uns bereits beide wie Bolle, als der Tag der Abreise endlich näher und näher rückte.

Doch kurz vor besagtem Datum wurde es noch einmal richtig zittrig. Nachdem ich Corona beinahe zwei Jahre erfolgreich umkurvt hatte, erwischte es mich doch tatsächlich zehn Tage vor Reisebeginn. Bedenkt man, dass die durchschnittliche Erkrankungsdauer mit dem tückischen Virus elf Tage beträgt und mitunter auch länger andauern kann, stand unsere Reise, auf welche wir uns beide so lange gefreut hatten, jetzt doch tatsächlich gehörig auf der Kippe.

Zu den damals geltenden Regularien: Nach sieben Tagen ab Symptombeginn war es möglich, sich mittels eines zertifizierten negativen Testes aus der Quarantäne zu begeben, wobei angemerkt werden muss, dass sich im Falle eines dann erneut positiven Testes die Quarantänedauer um noch nochmals drei Tage verlängern würde. Eine ziemlich knappe Angelegenheit war das also. London stand mehr denn je auf des Messers Schneide...

Während mir also allmählich gehörig die Knie zu schlottern begannen, blieb Joschka hingegen auch nach dieser eher unguten Nachricht stets zuversichtlich und prognostizierte, dass das mit der rechtzeitigen Genesung zwar eine enge Kiste werden, aber letztlich doch gelingen würde. Und - ich staunte nicht schlecht-, aber genau so kam es auch:

Am 23.02.22 um 9: 12 Uhr- dem Tag vor unserer geplanten Abreise - bestätigte mir das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, dass ich nun nicht mehr ansteckend und mithin fit für die Insel sei. Die Freude kannte folglich keine Grenzen. Es würde also tatsächlich klappen mit dem geplanten Trip nach London.

Unbelievable!

 

Nachdem das Organisatorische, das aus einem Friseurbesuch und Geldumtauschen (Britische Pfund sehen reizend aus) bestand, abgehandelt und der Reisekoffer ordentlich mit der notwendigen Wäsche beladen (oder viel mehr beknüllt) war, konnte man sich nun also endlich auf die Hauptstadt Englands freuen.

Doch offensichtlich war unser Nervenkostüm noch nicht genug strapaziert worden. So ereignete sich in den frühen Morgenstunden unseres Abreisetages ein regelrechter Nervenkrimi, bei dem lange offenblieb, ob wir den geplanten Flug noch erreichen würden. Zuerst fiel bei Joschka der gebuchte Zug aus, dann verspätete sich der stattdessen gewählte derart, dass mich, der ich schon am größten Flughafen der Bundesrepublik verweilte, nicht einmal ein wohlschmeckender „Espresso doppio“ beruhigen konnte. (Was er sonst immer vermag)

Doch auch hier war uns das Glück alles in allem erneut zugeneigt und so war es einer medaillenwürdigen Sprintleistung meines Freundes sowie dem gerade noch rechtzeitig eintreffenden Regional-Express zu verdanken, dass uns das Schicksal am Frankfurter Flughafen tatsächlich doch noch rechtzeitig zusammenführte. Wir erreichten also gerade noch unseren Flieger.

Als dann schließlich der Gurt festgeschnallt und die Maschine in die Lüfte entschwebt war, konnten wir endlich aufatmen und uns auf die bevorstehenden Tage in einer der aufregendsten Städte der Welt freuen.

 

Wir kamen am Flughafen „London Stanstead Airport“ an, wo ich mir mittels meines passablen Englisch (Sorry, I have got it only so) mit zwanzig Pfund noch schnell eine Wasserflasche besorgte, ehe es per Bus weiter nach „London City“ und dann per U-Bahn weiter nach Paddington ging, wo sich unsere Unterkunft befand. (Dieses haben wir im Übrigen für relativ kleines Geld gebucht, 4 Nächte kosteten uns 150,00 Euro pro Person, was für London definitiv mehr als in Ordnung ist)

Erschöpft und müde in unserem Appartement in Paddington angelangt, beschlossen wir zunächst, mithilfe eines etwas länger als gewöhnlich andauernden „Power-Naps“ die Reisestrapazen hinter uns zu lassen und gänzlich anzukommen.

Unseren ersten Abend verbrachten wir dann in einem sehr empfehlenswerten libanesischen Restaurant im Stadtteil Paddington und mit einer kleinen Erkundung unserer näheren Umgebung.

Dabei beließen wir es jedoch, was angesichts eines ziemlich vollgepackten nächsten Tages auch nicht weiter schlimm war.

Fazit für den ersten Tag: Nervenkrimi mit gutem Ausgang!

Ein erster Blick auf unsere neue, nun viertägige Heimat

Nach fantastischem libanesischen Essen ein erster Abendspaziergang in Paddington

 

Für den zweiten Tag unserer Reise hatten wir uns ebenfalls Großes vorgenommen. Unser erstes Etappenziel war dabei der allseits bekannte Camden Market. Hier staunten wir nicht schlecht, als wir mit der U-Bahn die Haltestelle Camden Town erreichten. Wir wurden mit offenen Armen, guter Musik sowie einem Markt empfangen, den es in dieser Form in Deutschland sicherlich nicht gibt. Köstlichkeiten aus aller Welt lockten uns mit verführerischen Gerüchen. Das modische Herz schlug bei all den vorhandenen Vintage-Stores in schwindelerregende Big Ben-Höhe und auch die Besucher des Marktes waren, um es prägnant auf den Punkt zu bringen, einfach nur total entspannt drauf.

Da unser Magen bis dato noch kein Frühstück empfangen hatte, erfreuten wir uns zunächst bei einem israelischen Imbisstand an einem leckeren, frisch gepressten Orangensaft und genossen den Trubel des Marktes bei krossem Falafel und ganz viel köstlichem Hummus.

Nachdem der Hunger nun fürs Erste gestillt war, ging es weiter auf Erkundungstour. Mein Reisebegleiter, ein Modeliebhaber vor dem Herren, durchforstete voller Begeisterung die zahlreichen Vintage-Stores, in denen man tatsächlich für ziemlich kleines Geld ziemlich große Schnapper machen konnte. Als schließlich auch der Camden Market von unserer To-Do-Liste abgehakt werden konnte und wir auf dem Rückweg noch einmal das unverwechselbare Flair dieses wunderbaren Stadtteiles einatmen durften, ging es für uns nach einem kurzen Zwischenstopp in unserer Bleibe in Paddington gegen frühen Abend weiter in den imposanten Stadtbezirk City of Westminster.

Mit großen Augen stießen wir hier auf die imposante Kathedrale Westminster Abbey und das Palace of Westminster, das britische Parlament. An dieser Stelle muss ich ganz persönlich konstatieren, dass diese Erfahrung das Berliner Regierungsviertel noch einmal um ein Vielfaches in den Schatten stellte. Alles war irgendwie eine Nummer größer. Eine Nummer imposanter. Und eine Nummer schöner.

Auch auf 10 Downing Street, den Amtssitz des Premierministers, vermochten wir einen kurzen Blick zu erhaschen. Für einen kurzen Plausch war Boris Johnson allerdings nicht in Laune. Wobei das zur Abwechslung mal eine sinnvolle Amtshandlung von ihm gewesen wäre…

Nachdem wir Westminster und den Big Ben ausgiebig begutachtet und auch dem legendären SIS-Gebäude, der Heimat des britischen Auslandsgeheimdienstes „MI6“, einen Besuch abgestattet hatten, (Auch James Bond stand für ein Interview an diesem Abend leider nicht zur Verfügung, neben Boris also schon die zweite Absage) knurrte uns gehörig der Magen und wir ließen den ereignisreichen Tag bei deliziösem südkoreanischem Barbecue in einem Restaurant in Paddington ausklingen.

 

Fazit für den zweiten Tag: „Camden-Flair“, Köstlichkeiten aus aller Welt und Bond, mein Name ist James Bond!!

Ein abendlicher Rundgang durch das Londoner Regierungsviertel

Bond, mein Name ist James Bond...

 

Unser dritter Tag in „The Home of the Big Ben“ begann mit einer Besichtigung des „Design Museum London“. Es war äußerst beeindruckend, detailliert nachempfinden zu können, wie viel Tiefgründigkeit, Passion und Leidenschaft hinter einem solch großen Begriff wie „Design“ steckt. Wir wandelten auf den Spuren von Architektur und Mode. Von den frühen Anfängen bis in die heutige Zeit vermochte man jedes noch so kleine Detail des jeweiligen Entwicklungsprozesses genauestens nachzuvollziehen. Berücksichtigt man zudem, dass der Besuch dieser Ausstellung kostenlos war, so kann ich - als nicht ganz so passionierter Design- und Modeexperte wie Joschka - trotzdem meine wärmste Empfehlung für das „Design Museum London“ aussprechen.

„Highly recommandable“ oder wie auch immer das heißt… (Ja schon gut, klar musste ich diese Wörter nachschlagen)

Als nächstes verschlug es uns gegen frühen Nachmittag auf den Borough Market, der im Londoner Stadtteil Southwark liegt. Meines Erachtens ist dieser im Vergleich zum Camden Market noch eine Spur cooler. Es gibt einfach eine noch größere Bandbreite an vorzüglichster Kulinarik aus den unterschiedlichsten Ländern. Einfach großartig! An einem kleinen Gewürzladen erwarb ich eine Gewürzbüchse, die den Namen „Aleppo Pepper“ trug. (Und wie sich später herausstellen sollte, vorzüglich schmeckte) Es sah ein bisschen aus wie Paprika Pulver, war ziemlich pikant und eignete sich hervorragend für deftige Speisen. Ebenfalls highly…ach, ihr wisst schon! Danach suchte ich meinem kleinen Bruder, einem leidenschaftlichen Teetrinker, noch einen typischen „English Breakfast Tea“ aus und staunte nicht schlecht, als mir der Verkäufer des Standes stolz erzählte, dass sich selbst Prinz Harry schon einmal zu einer Diskussion über englischen Tee bei ihm eingefunden hätte.

Den Abend verbrachten wir dann in der legendären Oxford Street, in der wir noch die ein oder anderen Luxusläden abklapperten und uns an modischer Extravaganz (zu allerdings nicht ganz so erschwinglichen Preisen) erfreuen konnten.

 

Ein kleiner Fauxpas unterlief mir dann auf dem Rückweg nach Paddington. Die Oxford Street war menschenüberlaufen. Überall dichtes Gedränge und Trubel. Wir stiegen gerade in einen der legendären Londoner „double-decker-busses“ ein, als mir plötzlich auffiel, dass mein Ticket verschwunden war. Also trat ich ein Stück zurück, um danach zu suchen und ZACK! Der wunderbare rote Doppeldecker war bereits hinfort entschwunden.

Problem 1: Joschka befand sich bereits im Bus und sah mir ziemlich ungläubig hinterher. Problem 2: Mein Handy hatte nur noch 11 Prozent Akku. Problem 3: Ich war geographisch eine Vollniete. Problem 4: Mein Englisch war eine noch größere Vollniete.

Alles in allem also eher semi-cool! Irgendwie schaffte ich es trotzdem, mich zur nächsten U-Bahn-Station durchzuschlingeln, vor allem dank der - man kann es nicht oft genug erwähnen - wahnsinnig freundlichen und hilfsbereiten Britinnen und Briten.

Absolutes Megahighlight auf der U-Bahnfahrt, die im Übrigen mit zu meinen größten Highlights des gesamten Trips zählten, war folgende Durchsage: „Next stop…Baker Street.“

Ja richtig, DIE Baker Street. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich nicht aussteigen und mich bei Sherlock Holmes um ein detektivisches Praktikum bewerben sollte. Doch dann fiel mir ein, dass ich schon Angst hatte, wenn jemand in lautem Ton mit mir sprach, und ich unterließ es etwas sentimental doch. Die Durchsage war trotzdem klasse!

 

Fazit für den 3.Tag: Modischer, pikant- würziger Tag mit royalem und detektivischem Touch! Läuft doch…

Im Design Museum London

Royaler Touch auf dem sagenumwobenen Borough Market

 

Unser letzter Tag begann mit dem wohl touristentypischsten Highlight, der sagenumwobenen Wachablösung vor dem Buckingham Palace, zu der sich auch eine Menge anderer Schaulustiger eingefunden hatte. Es war schon beeindruckend und spannend zu sehen, wie die wohl populärste Monarchie der Welt ihre Rituale pflegt. Auf der Liste unserer Highlights rangierte die Wachablösung schlussendlich jedoch eher im unteren Mittelfeld. In London gab es einfach noch so viel Spannenderes für unsere wunderschönen Rehaugen zu entdecken.

Nachdem wir uns am späteren Vormittag noch weitere Vintage-Stores angesehen hatten (von einem konnte ich eine echt coole Elton John Schallplatte erwerben), erkundeten wir am Nachmittag das Londoner Stadtviertel Stamford Hill, welches im Norden Londons liegt. Hier war es ziemlich spannend, in das orthodoxe Leben des Judentums einzutauchen, zu welchem man im deutschen Alltag wenige Berührungspunkte hat. Etwa dreißigtausend Juden leben in Stamford Hill. Fünfzig Synagogen gibt es in der Gegend sowie viele koschere Supermärkte. Ein beträchtlicher Anteil der Juden stammt aus Familien, die einst vor den Nationalsozialisten geflohen waren und sich in London ein neues Leben in Frieden und Sicherheit aufgebaut hatten.

 

Der letzte Abend in London wurde schließlich im echt coolen Hyde Park mit Mojito, gewöhnungsbedürftigem Frischkäse und noch gewöhnungsbedürftigeren Brötchen sowie tiefgründigen Gesprächen verbracht.

Wahnsinn, dass vier Tage London nun schon wieder vorüber waren. Das war alles so schnell gegangen und man hatte kaum Gelegenheit dazu, die Momente, die einem am meisten Freude bereiteten, festzuhalten.

Irgendwie echt traurig.

 

Fazit für den 4. Tag: Kultureller Tag mit royalen Traditionen sowie schlechtem Frischkäse!

Der berühmte Buckingham Palace

Der spannende Stadtteil Stamford Hill

 

Unser London Trip war also am Ende angelangt. Doch eines hatten wir noch zu erledigen. So konnten wir noch nicht nach Hause fliegen. Richtig! Typisches „British Breakfast“! Und was soll ich dazu noch sagen? Es schmeckte himmlisch! In himmlische Höhen schnellte dabei sicherlich auch mein Cholesterinspiegel, aber das spielte nun auch keine Rolle mehr…

Am Abend ging es dann ohne größere Vorkommnisse zurück nach Frankfurt und somit zum Abschluss unserer 5-tägigen London-Reise.

 

Gesamtfazit: London. Weltstadt. Metropolregion. Vier Tage haben zwar nicht einmal im Ansatz genügt, alles Wunderbare dieser so einzigartigen Stadt zu entdecken. Aber das, was wir gesehen haben, war wirklich hinreißend! Danke Joschka für einen tollen Trip! Es war ein wahrliches Vergnügen mit Dir, mein Freund!

Paddington Bär, Namensvetter des Viertels, in welchem wir nächtigen durften, hat einmal gesagt: „In London everyone is different and that means that anyone can fit in.“

Nothing to add, Paddington Bear! Nothing to add!

Der Cholesterinspiegel hüpft: Am letzten Tage gab es noch ein vorzügliches British Breakfast

Ein Bild mit dem Londoner Helden schlechthin: Paddington Bär

Zurück am Frankfurter Flughafen: Danke für alles, Joschka!

 

 

London, Februar 2022


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